Abbildung 27 Die Kultur- und Kreativökonomie in Bayern 2021
Erwerbstätige als Summe aus SV-Beschäftigten und Minijobbern

Künstlerische und kreative Aktivitäten durchdringen zahlreiche Wirtschaftssekto­ren, sie sind nicht ausschließlich auf die KKW begrenzt. So finden sich beispielsweise in der Automobilbranche oder bei Finanzdienst­leistern Beschäftigte im Bereich Werbung und Marketing. In Forschungsinstituten und -abteilungen arbeiten Mediengestalterinnen und -gestalter zur zielgruppengerechten Aufbereitung der Ergebnisse. Umgekehrt gehen nicht alle Beschäftigten der KKW kreativen Tätigkeiten nach (z. B. adminis­tratives Personal in Designagenturen oder Architekturbüros).

Die Abgrenzung der kulturell und kreativ Tätigen umfasst rund 120 Einzelberufe und Berufsgruppen, die in vielen Bereichen der Volkswirtschaft zu finden sind.1 Zu den größten kulturellkreativen Berufsgruppen gemäß der KKW-Definition zählen in Bayern die Berufe in der Softwareentwicklung mit rund 56.900 Beschäftigten, in Werbung und Marketing mit 45.000 Beschäftigten und in der Informatik mit rund 37.300 Beschäftig­ten. In vielen Projekten arbeiten Software­entwicklerinnen und -entwickler eng mit künstlerischen, gestalterischen und anderen kreativen Berufen zusammen, um innovative Produkte zu schaffen. Softwareentwicklerin­nen und -entwickler üben aber auch selbst kreative Tätigkeiten aus, wie z. B. das Er­stellen neuer Konzepte oder das Finden von Lösungen für komplexe Probleme.

Im folgenden Abschnitt wird dargestellt, welchen Umfang kulturell und kreativ Tätige innerhalb der KKW einnehmen und wie viele von ihnen auch außerhalb der KKW arbeiten. Die Auswertung basiert auf der Beschäfti­gungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit und bezieht sich auf sozialversicherungs­pflichtige und ausschließlich geringfügig Beschäftigte.

Die Zahlen belegen die immense Bedeutung kulturell und kreativer Berufe für die gesam­te bayerische Wirtschaft. Im Jahr 2021 wa­ren 448.000 Beschäftigte in kreativen Beru­fen tätig, 99.000 von ihnen waren direkt in der KKW beschäftigt. Die übrigen 349.000 arbeiteten in anderen Wirtschaftszweigen. Dies zeigt, dass die KKW zwar eine wichtige Arbeitgeberin ist, die Mehrheit der kreativen Talente jedoch in anderen Bereichen der Wirtschaft zu finden ist. Die Tatsache, dass die Zahl der kulturell und kreativ Tätigen außerhalb der KKW 3,5-mal so hoch ist wie innerhalb, zeigt ihre Durchdringung der ge­samten Wirtschaftslandschaft Bayerns.

Auch Branchen außerhalb
der KKW scheinen kulturelle
und kreative Tätigkeiten
zunehmend wertzuschätzen.

Im Vergleich zum Jahr 2018 ist die Gesamt­zahl der Beschäftigten (nur sozialversiche­rungspflichtige Beschäftigte und ausschließ­lich geringfügig Beschäftigte) in kulturellen und kreativen Berufen von 436.000 um rund 3 Prozent auf 448.000 gestiegen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Zahl der nicht-kulturellen und nicht-kreativen Be­schäftigten innerhalb der KKW im gleichen Zeitraum um rund 6 Prozent zugenommen hat. Es deutet sich an, dass die kulturell und kreativ Tätigen in der gesamten Wirtschaft langsamer wachsen, als die Beschäftigen in den nicht-kulturellen und nicht-kreativen Berufen innerhalb der KKW.

Einzelne Wirtschaftszeige innerhalb der KKW weisen besonders hohe Anteile an kulturell und kreativ Tätigen auf. Im Wirt­schaftszweig „Kreative und künstlerische Tätigkeiten“ arbeiteten 66 Prozent der Beschäftigten in kulturell-kreativen Berufen, gefolgt von den Rundfunkveranstalterinnen und -veranstaltern mit 65 Prozent und der Filmbranche mit 55 Prozent. Weitere nen­nenswerte kulturell-kreative Berufsanteile wiesen die Softwarebranche mit 47 Prozent und das Verlagsgewerbe mit 43 Prozent auf. Auffallend gering hingegen lagen die Anteile in den Werbe- und Designzweigen. Hier arbeiteten weniger als 30 Prozent der Beschäftigten in kreativen Berufen.

Betrachtet man die gesamte bayerische Wirtschaft, so ist festzustellen, dass ein signifikanter Teil der Beschäftigten in kul­turellen und kreativen Berufen arbeitet. Der Anteil der kulturell und kreativ Tätigen lag bei 6,9 Prozent aller Berufe in Bayern. Im Ver­gleich dazu lag der Anteil im gesamten Bun­desgebiet mit 6,1 Prozent etwas niedriger. Diese Zahlen verdeutlichen die wichtige Rol­le, die kreative Berufe nicht nur in der KKW sondern auch in der bayerischen Wirtschaft allgemein spielen. Auch Branchen außerhalb der KKW scheinen kulturelle und kreative Tätigkeiten zunehmend wertzuschätzen.

  1. ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim/Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI: Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2019, 12.2009, S. 128, https://ftp.zew.de/pub/zew-docs/gutachten/ZEWmonitoringbericht-kultur-und-kreativwirtschaft-2019.pdf [zuletzt aufgerufen: 23.05.2024]. ↩︎