Tabelle 1: Entwicklung ausgewählter ökonomischer Eckdaten der Kultur- und Kreativwirtschaft in Bayern 2018 – 20221

Im Jahr 2022 erwirtschafteten rund 10.000 Unternehmen und 32.500 Soloselbstständi­ge der bayerischen KKW einen Umsatz von rund 44,4 Milliarden Euro. Dies entsprach einem Anteil von 2,9 Prozent der Umsätze der bayerischen Wirtschaft.

Im Vergleich zur Bundesebene verzeichnete die bayerische KKW im Zeitraum 2018 bis 2022 ein leicht höheres Umsatzwachstum von 16,4 Prozent, während die bundesweite KKW ohne den bayerischen Anteil um 13,4 Prozent zulegte. Vor allem die bayerischen Teilmärkte Software-/Games-Industrie, Werbemarkt, Architekturmarkt und Kunst­markt legten im Vergleichszeitraum stärker zu als die Teilmärkte im übrigen Bundesge­biet. Auch hier war die Software-/Games-Industrie der Haupttreiber der wirtschaftli­chen Entwicklung. Mit einem Umsatzwachs­tum von 53 Prozent lag sie deutlich vor dem übrigen Bundesgebiet. Dort erzielte die Software-/Games-Industrie ein Wachstum von 36 Prozent.

Mit 3,8 Prozent der Erwerbstätigen in der bayerischen Wirtschaft stellte die KKW einen beachtlichen Arbeitsmarktfaktor dar.

Deutlich dynamischer als die bayerische KKW entwickelte sich die bayerische Gesamtwirtschaft mit einem doppelt so hohen Umsatzwachstum von 33,5 Prozent.2 Dieses starke Wachstum entsprach einem absolu­ten Umsatzplus von 383,1 Milliarden Euro. Vor allem die etablierten Branchen trugen maßgeblich zu diesem Wachstum bei: Das verarbeitende Gewerbe verzeichnete ein Umsatzplus von 86,6 Milliarden Euro, während der Handel mit 88,6 Milliarden Euro noch etwas stärker zulegte. Überraschend war der Wachstumsbeitrag des Finanz- und Ver­sicherungsgewerbes. Mit einem Umsatzplus von 108,9 Milliarden Euro trug diese Branche maßgeblich zum starken Wachstum der bay­erischen Gesamtwirtschaft bei. Diese Ent­wicklung ist bemerkenswert, da das Finanz-und Versicherungsgewerbe im Jahr 2018 lediglich einen Anteil von einem Prozent am Gesamtumsatz der bayerischen Wirt­schaft hatte. Nach dem Corona-Jahr stieg der Anteil dieser Branche sprunghaft an und erreichte 2022 einen Anteil von 8 Pro­zent an der Gesamtwirtschaft. In absoluten Zahlen bedeutete dies einen Anstieg des Umsatzes im Finanz- und Versicherungs­gewerbe von 11,9 Milliarden Euro im Jahr 2018 auf 120,8 Milliarden Euro im Jahr 2022. Dennoch blieben das verarbeitende Gewerbe mit einem Gesamtumsatz von 535 Milliarden Euro und der Handel mit knapp 400 Milliarden Euro die wesentlichen Stützen der bayerischen Gesamtwirtschaft.

In der bundesweiten Betrachtung zeigt sich, dass auch hier der Umsatz der Gesamtwirt­schaft im Zeitraum 2018 bis 2022 mit 34,0 Prozent mehr als doppelt so stark gewach­sen ist wie der Umsatz der KKW mit nur 14,1 Prozent. Auch hier waren die Hauptträger des Umsatzwachstums die gleichen Bran­chen mit dem Handel an der Spitze, gefolgt vom Kredit- und Versicherungsgewerbe und dem verarbeitenden Gewerbe.3

Der Umsatz je Unternehmen (einschließlich Selbstständige) stieg in der bayerischen KKW von knapp 800.500 Euro im Jahr 2018 auf über 1.044.900 Euro im Jahr 2022, was einem Anstieg des durchschnittlichen Umsatzes im Vergleichszeitraum um 30,5 Prozent entsprach. Obwohl der Gesamt­umsatz der KKW um nur 16,4 Prozent stieg, deutet dies darauf hin, dass einzel­ne Unternehmen einen höheren Marktan­teil erreicht haben könnten. Eine mögliche Erklärung wäre, dass weniger erfolgreiche Unternehmen aus dem Markt ausgeschie­den sind, während wirtschaftlich stärkere Unternehmen ihre Position festigen konnten. Diese Marktveränderungen könnten sich in Teilmärkten wie dem Werbemarkt, dem Architekturmarkt oder der Designwirtschaft vollzogen haben.

Im Werbemarkt stieg der Umsatz zwischen 2018 und 2022 um 22 Prozent, der Umsatz pro Unternehmen sogar um 44 Prozent. Gleichzeitig ging die Anzahl der Unter­nehmen in diesem Teilmarkt um 15 Prozent zurück. Ähnliche Beobachtungen zeigten der Architekturmarkt, die Designwirtschaft und der Kunstmarkt, wenn auch weniger ausge­prägt. Das Wachstum der Durchschnittsum­sätze lag jeweils über dem Branchenwachs­tum, begleitet von einem Rückgang der Unternehmenszahlen. Etwas anders stellte sich die Situation in der Software-/Games-Industrie dar. Hier stieg der Gesamtumsatz der Branche um über 53 Prozent, während der Durchschnittsumsatz um 44 Prozent zulegte und gleichzeitig die Zahl der Unter­nehmen um 6 Prozent zunahm. Es domi­nierten die Unternehmen, die ihren Umsatz­anteil ausbauen konnten, bei gleichzeitiger Ausweitung des Marktzugangs.

Die Bruttowertschöpfung der bayerischen KKW entwickelte sich im untersuchten Zeitraum ebenfalls positiv. Das Gesamtvo­lumen stieg in diesem Zeitraum um 4,0 Milliarden Euro auf rund 21,4 Milliarden Euro, was einem Wachstum von 23,2 Prozent entspricht. Das Wachstum der Bruttowertschöpfung fiel damit etwas stärker aus als das Umsatz­wachstum mit 16,4 Prozent. Der Anteil der Bruttowertschöpfung der bayerischen Kultur- und Kreativwirtschaft lag im Jahr 2022 schätzungsweise bei 3,5 Prozent der bayerischen Wirtschaft. Die Bruttowert­schöpfung zu Faktorkosten der bayeri­schen Gesamtwirtschaft lag im Jahr 2022 schätzungsweise bei 606,7 Milliarden Euro. Nähere Informationen zur neuen Wert­schöpfungsberechnung werden im Kapitel Methoden angegeben.

In der bayerischen KKW arbeiteten im Jahr 2022 insgesamt rund 344.845 Erwerbstä­tige. Der Kernbereich umfasste dabei rund 72 Prozent, während der Minibereich einen Anteil von rund 28 Prozent aufwies (vgl. Tabelle 1).

Hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse lässt sich feststellen, dass etwas mehr als die Hälfte (59 Prozent) der Erwerbstätigen in der bayerischen KKW sozialversicherungs­pflichtig beschäftigt waren. Die größte Grup­pe unter den Erwerbstätigen stellten folglich die sozialversicherungspflichtig Beschäftig­ten, gefolgt von den geringfügig Beschäf­tigten mit einem Anteil von rund 15 Prozent. Diese Gruppe verlor in der Coronapandemie besonders viele Arbeitsplätze und musste einen Verlust von 8,8 Prozent der Beschäf­tigten hinnehmen. Die Gruppe der Solo­selbstständigen war ebenfalls von der Krise betroffen und verlor schätzungsweise rund 15 Prozent ihres Bestandes. Dieser Rückgang der Zahl der Soloselbstständigen ist zum einen auf die Aufgabe des Geschäftsmodells zurückzuführen. Zum anderen sind Solo­selbstständige, die zwischen 17.500 Euro und 22.000 Euro Jahresumsatz erzielen, aufgrund der Anhebung der Kleinunterneh­merregelung auf 22.000 Euro nicht mehr in dieser Statistik sichtbar.

Insgesamt stellte die KKW mit 3,8 Prozent der Erwerbstätigen in der bayerischen Wirtschaft einen beachtlichen Arbeitsmarktfaktor dar.

  1. Tab. 1 Hinweis Werte teilweise geschätzt. Rückgang der Soloselbstständigkeit ist zum Teil durch Anhebung der Umsatzsteuergrenze von 17.500 Euro auf 22.000 Euro bedingt. *Zahl der Mini-Selbstständigen ist nicht identisch mit den Angaben im zweiten Bayerischen Kultur- und Kreativwirtschaftsbericht, da eine neue Berechnungsmethodik angewendet wurde; siehe dazu das Kapitel Methodik. ** Geringfügig Beschäftigte ist der in der Standardberichterstattung der KKW der übliche Begriff für den Minijobber, der im zweiten BKKB verwendet worden war. Quellen Umsatzsteuerstatistik, Destatis, LfStat Bayern; Beschäftigungsstatistik, Bundesagentur für Arbeit; eigene Schätzungen und Berechnungen, Michael Söndermann/Büro für Kulturwirtschaftsforschung, Köln. ↩︎
  2. Zum Vergleich: Nach den Angaben der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung wuchs die Bruttowertschöpfung in der bayerischen Wirtschaft im Zeitraum 2018 bis 2022 um 16 Prozent, darunter der gesamte Handel mit 23 Prozent, das verarbeitende Gewerbe mit knapp 10 Prozent und das Finanzgewerbe mit rund 9 Prozent. ↩︎
  3. Alle Daten wurden aus der Umsatzsteuerstatistik des Bundes und der Bundesländer (2022 und Vorjahre) des Statistischen Bundesamtes erhoben. ↩︎