Die bayerische Kultur- und Kreativwirtschaft ist stark und manövriert vorausschauend durch eine Zeit großer Umbrüche. Die Verwandlung Europas hin zum ersten klimaneutralen Kontinent bis 2050 ist eines der gegenwärtig anspruchsvollsten politischen Vorhaben, das auch die Kultur- und Kreativwirtschaft erfasst. Nicht nur ist sie selbst aufgefordert, ihre Arbeits- und Produktionsweisen modern, ressourceneffizient und wettbewerbsfähig zu gestalten, sondern zunehmend wird sie darüber hinaus in Dienst genommen bei der Gestaltung der grünen Transformation, weit über die eigenen Branchengrenzen hinaus. Das Neue Europäische Bauhaus ist die Flaggschiffinitiative der Europäischen Kommission, die dazu angelegt ist, die ästhetische Kreativität der Branche nutzbar zu machen und den Wandel hin zur Nachhaltigkeit in der Lebenswelt der Bürgerinnen und Bürger Europas zu verankern.
Weiter bedeutet auch die voranschreitende Digitalisierung, insbesondere die rasante Ausbreitung generativer Künstlicher Intelligenz, tiefgreifende Veränderungen für die Kultur- und Kreativwirtschaft. Der schöpferische Akt ist nicht mehr länger das Ergebnis menschlicher Geisteskraft allein, sondern vollzieht sich zugleich als maschinelle Rechenleistung. Neue Anwendungen wie Text-zu-Bild- und Text-zu-Video-Generatoren fordern unser Verständnis von Kreativität heraus und ordnen die kultur- und kreativwirtschaftlichen Wertschöpfungsprozesse neu. Transformation meint in diesem Zusammenhang nicht die digitale Übersetzung des Analogen, sondern die Anreicherung bestehender oder aber Entwicklung gänzlich neuer Lösungen.
Umso wichtiger ist es, die Branche in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, ihr Zugang zu relevanten Netzwerken, kritischem Wissen, neuen Märkten und erforderlichem Kapital zu ermöglichen. Die Pandemie hat die Branche, trotz rascher Genesung, strukturell schwer getroffen und zu merklichen Verlusten in der Zahl der kleinen Soloselbstständigen geführt. Das mag unerheblich anmuten und doch steckt gerade in der Kleinteiligkeit das avantgardistische, veränderungstreibende Potenzial der Branche, das sich dann in größeren Wertschöpfungszusammenhängen multipliziert. Dort, wo die Vielfalt unter Druck gerät und das Streben nach Eindeutigkeit zum gesellschaftlichen Muster wird, tritt die Kultur- und Kreativwirtschaft als ambiguitätsschaffende Instanz in Erscheinung, die uns ermöglicht, Zukunft nicht als Fortsetzung des Vertrauten und Widerspruchsfreien, sondern als gestaltbare Fläche zu begreifen. Ihr gilt es Raum zu geben, auf dass sich die Vielgestaltigkeit der Kunst (weit ausgelegt) übertragen möge auf die Entwürfe einer nachhaltigen und allgemein lebenswerten Zukunft.